Die perfekte Online-Lesung
Sind wir ehrlich, die perfekte Online-Lesung gibt es nicht. Aber Autoren können einiges dafür machen, um sie möglichst optimal zu gestalten. Da ich künftig gerne häufiger Online-Lesungen geben möchte, habe ich mich näher mit dem Thema beschäftigt und eine Umfrage dazu erstellt. In diesem Blogartikel möchte ich die Erkenntnisse der letzten Wochen zusammenfassen.
Der optimale Wochentag
Meine bisherigen Online-Lesungen fanden an einem Freitag oder Samstag statt. Tatsächlich wurde am häufigsten für den Donnerstag abgestimmt, gefolgt von Freitag. Am unbeliebtesten sind der Montag und der Sonntag. Diese wichtigen Erkenntnisse werde ich auf jeden Fall in die Planung meiner nächsten Lesung einbeziehen. Ich bin gespannt, ob sich die Teilnehmerzahl sichtlich verändert.
Wie bereite ich mich auf die Online-Lesung vor?
Zunächst muss die Passage, die du vorliest sorgfältig gewählt sein. Wenn wir von einem Roman ausgehen, sollte sie nicht zu viel von der Geschichte verraten und mit einem Cliff Hanger enden, der Lust auf mehr macht. Vielleicht wird das Buch im Anschluss gekauft. Lies die gewählte Stelle mehrfach laut vor, am besten einer anderen Person. Du kannst dir im Text Notizen machen, die dich daran erinnern, welche Stellen du wie betonen möchtest, wann eine Lesepause wichtig ist oder wann du in die Kamera schaust, um den Kontakt zu den Hörern nicht zu verlieren. Übe aber nicht zu oft, sonst klingt die Lesung später wie auswendig gelernt. Bedenke, deine Stimme bei verschiedenen Sprechern in der Geschichte nicht zu sehr zu verstellen, sonst klingt es unnatürlich. Wenn du den Charakter fühlst und beim Lesen die Figur „bist“, dann ändert sich deine Stimmlage ganz automatisch.
Achte vor der Lesung darauf, genug zu trinken, damit du keine kratzige Stimme hast. Aber finde ein gutes Maß, damit du während des Events nicht zur Toilette musst. Einfache Stimmübungen lockern vor dem Stream deine Stimme.
Um welche Uhrzeit soll die Online-Lesung beginnen?
Auch das ist eine interessante Frage. Meine starteten bisher zwischen 19 und 20 Uhr. Damit lag ich gar nicht so verkehrt. Tatsächlich stimmten knapp 47 Prozent der Umfrageteilnehmer für 19 Uhr. Auf Platz zwei landete 20 Uhr, was ich gar nicht vermutet hätte. Ist das nicht mehr die Zeit für den TV? Nur sehr wenige stimmten für die Zeit am Nachmittag, der Vormittag wurde gar nicht erwähnt.
Wie soll ich meine Online-Lesung aufbauen?
Eine Online-Lesung besteht aus mehreren Teilen. In der Regel warte ich am Anfang etwas ab, bis die Zuhörer nach und nach hinzukommen. In der Zeit begrüße ich alle Teilnehmer, erzähle etwas über mich und die bevorstehende Lesung. Mir ist der Kontakt zu den Hörern sehr wichtig. In einer persönlichen Lesung kann der viel besser hergestellt werden, da besteht zum Beispiel Blickkontakt. Aber zu Pandemie-Zeiten ist das schwer umsetzbar. Auch in einer Online-Lesung kann man mit den Menschen interagieren. Ich lese Kommentare und antworte gerne darauf. Irgendwann beginnt die eigentliche Lesung. Hier achte ich auf langsames Sprechen. Im dritten Teil ende ich mit einem kurzen Schlusswort und bin wieder für deine Kommentare offen. Zuhörer können gerne vor und nach der Lesezeit Fragen stellen. Während ich als Autor vorlese, gehe ich nicht solche ein, das lenkt mich und andere zu sehr ab.
Wie lange sollte die reine Lesedauer sein?
Kommen wir zur Länge der Online-Lesung. Bisher habe ich mich da etwa an 15 Minuten gehalten, womit mir mein Bauchgefühl wieder die richtige Zeit gesagt hatte, denn die meisten stimmten ebenfalls für diese Dauer, dicht gefolgt von einer 20-minütigen Lesezeit. Deutlich längere Lesungen sind eher nicht gewünscht, den Menschen geht dann die Konzentration verloren. Bei kürzeren Zeitabschnitten erhält der Zuhörer zu wenig Einblick in die Geschichte.
Welchen Streaming-Dienst sollte ich nutzen?
Zur Auswahl stand Instagram, Facebook, YouTube und Twitch. Letzteres wurde so gut wie gar nicht gewählt, das gilt auch für Zoom, Discord und Telegramm, die ich gar nicht in die Grafik eingebaut habe. Die meisten Teilnehmer stimmten für YouTube oder Facebook, aber auch Instagram ist offenbar beliebt für die Online-Lesung.
Was sonst noch bei einer Online-Lesung zu beachten ist
Ein paar letzte Tipps habe ich noch. Sie stammen von mir und den Teilnehmern der Umfrage. Achte bei der Videoübertragung auf einen neutralen Hintergrund. Ich füge den mit einem extra Programm ein. Man sieht also nicht mein privates Wohnzimmer, während ich lese. Eine einfarbige Leinwand hinter dir kann eine Alternative sein. Deine Umgebung sollte aufgeräumt sein, damit der Hintergrund nicht von dir als Autor ablenkt. Zur Bildübertragung nutze ich eine Webcam und ein Ringlicht, möchte aber auf meine Spiegelreflexkamera umsteigen. Die kann mit einem Stativ so positioniert werden, dass sie durch das Ringlicht schaut. So entsteht ein gutes Bild.
Außerdem ist ein klarer Ton wichtig. Manche Webcams übertragen den schon recht gut. Ich nutze in Zukunft ein Mikrofon mit Popschutz und verbessere den Ton zusätzlich über eine externe Soundkarte. Ein qualitativ hochwertigeres Mikrofon ist in Planung, um meinen Hörern das Erlebnis noch angenehmer zu gestalten. Außerdem bleiben Aufzeichnungen meiner Lesungen im Netz, daher bin ich stets bemüht, mich zu verbessern. In der Anfangszeit habe ich lediglich mit der Webcam gearbeitet.
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