2. Kundenerlebnisse bei Krümeltexte

(Unangenehme) Geister der Vergangenheit

Heute möchte ich dir mal wieder von einem „Kundenerlebnis“ berichten. Eigentlich passt der Beitrag nicht so ganz in diese Kategorie, denn tatsächlich geht es gar nicht um Kundschaft. Dennoch möchte ich dir dieses Erlebnis nicht vorenthalten. Es zeigt, dass nicht jeder für die Selbstständigkeit geboren ist und wie einen Geister der Vergangenheit einholen können. Aber beginnen wir von vorn. Den Namen der Person, um die es geht und ihren Wohnort habe ich selbstverständlich geändert, ihre Agenturen gelöscht.

Sommer 2015 – so begann die Story der Geister der Vergangenheit

Alles begann vor etwa sechs Jahren. Ich befand mich im ersten Geschäftsjahr von Krümeltexte und erhielt einen großen Auftrag, für den ich auf der Suche nach Unterstützung war. Daher erstellte ich eine Ausschreibung. Unter den Rückmeldungen blieb mir eine Person besonders im Kopf. Nennen wir sie Veronika Otters. Aufgrund ihrer Bewerbung gab ich ihr meine Handynummer. Wir telefonierten miteinander und ich erklärte ihr, worum es geht, dass ich mit einem Autorenvertrag arbeite und zunächst gerne einen Probetext von ihr lesen würde. Sie war mit allem einverstanden.

Ich schickte ihr daher das Thema für den Probetext zu sowie die Vorlage für den Autorenvertrag. In diesem sind verschiedene Punkte aufgelistet, unter anderem die Bezahlung, Umfang des Auftrags und eine Vertragsstrafe, welche dann fällig wird, wenn die Deadline nicht eingehalten wird.

Das zweite Telefonat

Nachdem Veronika den Vertrag erhalten hatte, bat sie um ein weiteres Gespräch, um Details zu klären. Wir telefonierten über eine Stunde und sprachen alle Punkte des Vertrags durch. Natürlich ging es auch um den Punkt der Vertragsstrafe. Ich muss dazu sagen, dass ich gar nicht scharf darauf bin, diese einzukassieren. Ich möchte mich nur absichern, dass Abgabefristen eingehalten werden, dass muss ich schließlich auch. Mir bringt eine einmalige Vertragsstrafe nichts, wenn ich daraufhin eine Texterin verliere. Ähnlich erklärte ich es Veronika und sie zeigte sich verständlich, stimmte dem Autorenvertrag zu.

Die Eskalation nach der Ablehnung

Daher füllte ich den Vertrag fertig aus, ergänzte ihre Adresse aus Dresden, die vereinbarte Bezahlung etc. Dann schickte ich ihr den fertigen Autorenvertrag zu. Über WhatsApp ließ sie mich wenig später wissen, dass sie sich aufgrund der Klausel mit der Vertragsstrafe gegen die Zusammenarbeit entschieden habe. Ich fragte nach, weshalb es zu dieser Entscheidung kam und was sich geändert habe. Immerhin haben wir über eine Stunde ausführlich darüber am Telefon gesprochen.

Ich wollte sie zu nichts drängen, es ist ihre Entscheidung und es ist in Ordnung, sich umzuentscheiden. Das Warum hätte ich aber gern verstanden. Jedenfalls erhielt ich nun keine sinnvolle Antwort mehr. Ich wurde mehrfach von der Frau beleidigt und habe darauf nicht weiter reagiert. Da aber keine Ruhe einkehrte, blockierte ich sie schließlich. Etwa zwei Stunden später ereilte mich folgende E-Mail, die mich für einen Moment sprachlos machte:

Liebe Tina,
 
bist du eine professionelle Geschäftsfrau oder nicht?

Mir passt diese Klausel der Vertragsstrafe nicht und da fährt die Eisenbahn drüber. Ich hab mit Agenturen wie xxx, xxx, xxx gearbeitet. Niemand hat mir eine Strafe abverlangt.

Ich denke, ich hab als Freiberufler schon noch das Recht, einen Vertrag abzulehnen, sofern die Konditionen nicht passen: Mich auf Whatsapp hinzustellen als würde ich nicht ordentlich arbeiten und mich dann zu blockieren ist KINDERGARTEN. Ich frag mich, wo da die Professionalität bleibt?

Grüße Viktoria

Meine vorerst letzte Nachricht

Ich möchte erwähnen, dass ich ihre Arbeitsweise nie kritisiert habe. Wie könnte ich auch, davon habe ich nichts gesehen, denn natürlich wurde auch der Probetext nie zugesendet (was ich auch nicht erwartet habe und selbstverständlich in diesem Fall war).

So ließ ich mich zu einer letzten Nachricht hinreißen, in welcher ich ihr erklärte, dass sie natürlich einen Vertrag und eine Zusammenarbeit ablehnen darf und kann. Erneut wollte ich deutlich machen, dass ich lediglich die Art und Weise nicht verstehen konnte, da sie am Telefon allem zugestimmt hatte. Dann schrieb ich, dass ich dieses Thema nun als erledigt ansehe und dazu nichts mehr zu sagen habe.

Es folgte eine weitere Nachricht, in der meine Kompetenz in Frage gestellt wurde, doch ich reagierte schließlich nicht mehr darauf. Eine Zusammenarbeit kam selbstverständlich nicht zustande. Die E-Mails habe ich allerdings aufbewahrt. Daher kann ich die Situation heute noch so gut nachvollziehen und rekonstruieren. Nachdem ich nicht mehr antwortete, fanden auch die eingehenden Nachrichten ein Ende.

Rund fünf Jahre später

Mal wieder war ich auf der Suche nach Unterstützung für ein Projekt. Mal wieder erstellte ich eine Ausschreibung und erhielt Zuschriften. Darunter eine freundliche Bewerbung von einer gewissen Viktoria Otters.

Viktoria Otter … Den Namen hast du doch schon mal irgendwo gehört …

Es ratterte in meinem Kopf. Ich konnte die Frau nicht zuordnen und hatte dennoch das Gefühl, da war doch mal was … Also nutzte ich die Suchfunktion meines Postfaches und da fand ich die fünf Jahre alten E-Mails. Und da machte es Klick.

Erst jetzt antwortete ich auf die Nachricht mit einer Gegenfrage: Hi Viktoria, sag mal, kommst du zufällig aus Dresden?Ja, war die Antwort: „Kennen wir uns?“ – Und ob wir das taten. Ich antwortete ihr, dass wir vor einigen Jahren bereits Kontakt hatten und das kein schönes Ende genommen hatte, daher würde ich auf eine Zusammenarbeit verzichten und bedankte mich für ihre Bewerbung. Ich hatte nicht vor, jemandem eine zweite Chance zu geben, bei dem ich ein Risiko eingehe, erneut Nerven und Zeit durch Beleidigungen zu opfern. An meinem Autorenvertrag hatte sich sowieso nicht viel geändert, zumindest nicht dahingehend.

Eine unerwartete Mail – Geister der Vergangenheit

Doch offenbar ließ ich der Dame erneut keine Ruhe. Sie bat um eine zweite Chance, sie hätte sich weiterentwickelt usw. Ich ging nicht weiter darauf ein. Doch offenbar erinnerte sich die gute Frau irgendwann wieder an die genauen Vorfälle und erkannte auch mich wieder. Denn plötzlich erhielt ich wieder eine E-Mail, wohlbemerkt nachdem ich auf ihre letzten Nachrichten (es waren mehrere auf der Plattform der Ausschreibung gewesen) nicht reagiert hatte. Die Geister der Vergangenheit holten mich ein:

Hallo Tina,

ich bin Viktoria Otters aus Dresden.

Mir ist nun wieder eingefallen, warum ich den Vertrag nicht unterschrieben hatte. Du hattest finanzielle Sanktionen drinnen stehen und damit ging ich damals nicht konform.

Dass eine Ablehnung eines Vertrages ein Grund dafür ist, fast 10 Jahre später noch zu grollen spricht auch für dich muss ich sagen!

Ich meine, jeder hat eine zweite Chance verdient bin ich der Meinung. Ich ringe jetzt nicht mit aller Kraft um einen Auftrag da ich ohnehin lieber mit Direktkunden arbeite als mit Agenturen aber ich finde das Verhalten dennoch nicht sonderlich fair und auch nicht sehr business-like sondern mehr emotional. Ist auch ok, nichts gegen Emotionen aber man kann auch mal über den Dingen stehen.

Ich hoffe, die Zeilen regen zum Nachdenken an. Wenn du immer auf ne Ablehnung so reagierst, liegt das nicht daran, dass ich so ein weiß Gott was für ein schlechter Mensch bin sondern dann liegt das Problem ganz wo anders. Du warst auch nicht bereit zu einem Gespräch. Verstehe das, wer wolle.

Liebe Grüße Viktoria

Meine Gedanken zu dieser Nachricht

Was soll man dazu sagen? Offenbar hatte sie vergessen, wie beleidigend und ausfällig sie aufgrund des Vertrages wurde und das die eigentliche Ablehnung der Zusammenarbeit nichts damit zu tun hatte, weshalb ich nicht mit ihr zusammenarbeiten möchte. Ihr Verhalten in der letzten Mail zeigt meiner Meinung nach recht deutlich, weshalb ich mich richtigerweise erneut gegen die Dame entschieden habe. Wie sie auf „10 Jahre“ kommt, weiß ich bis heute nicht. Auch nicht, weshalb sie denkt, ich halte sie für einen „schlechten Menschen“, soetwas habe ich niemals gesagt oder geschrieben. Ich verstehe auch nicht, weshalb sich Leute die Zeit nehmen, andere immer und immer wieder anzuschreiben, „Vorträge“ halten, wenn klar ist, dass eine Zusammenarbeit niemals stattfinden wird.

Ich habe übrigens auch auf diese letzte Nachricht nicht weiter reagiert – warum auch? Wenn ich merke, dass ein sachliches Gespräch überhaupt nicht möglich ist, meide ich den Kontakt. Wie geht ihr mit solchen Menschen um? Haben euch die Geister der Vergangenheit auch schon besucht?

Mehr Kundenerlebnisse von Krümeltexte findest du hier.

Author

tina@familie-reinhardt.de

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